Vonovia-Autos angezündet

Für die Mehrheit der Menschen in Berlin ist die Wohnraumsituation eine existenzielle Katastrophe. Für Bonzen und Aktionär:innen ist sie eine erfreuliche Quelle permanenter Profitmaximierung. Es ist kein Wunder, dass der börsennotierte größte deutsche Immobilienkonzern Vonovia angesichts der sich verschärfenden Wohnungskrise optimistisch in die Zukunft schaut. Vor Steuern machte Vonovia im ersten Halbjahr 2025 satte 984 Millionen Euro Gewinn. Die Quelle dieses Geldsegens für die Reichen wird in der Öffentlichkeit, wie immer, hinter kryptischen Formulierungen wie „makroökonomische Faktoren“ und „erfolgreiche value-add-Strategien“ versteckt. Darum hier eine kurze Übersetzung:
„Makroökonomische Faktoren“ heißt einfach, dass für die Mehrheit der Menschen die verdammte Miete immer weiter steigt. Vonovia hat im letzten Jahr die Mieten im Schnitt um 4,4 Prozent gesteigert und damit so stark wie nie. In Berlin hat sich die Miete in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Durchschnittlich geben die Menschen in Berlin fast ein Drittel ihres Einkommens für die Miete aus. Am schnellsten steigen sie, wo auch sonst, bei denen, die sowieso schon kaum in der Lage sind ihren Lebensunterhalt zu bezahlen. Allein dieses Jahr stieg die Miete im „unteren Marktsegment“ um 11,6 Prozent berlinweit. Die meisten haben keine Wahl, außer sich die permanenten Mietsteigerungen gefallen zu lassen, denn Umziehen ist bei einer Leerstandsquote von einem Prozent kaum noch eine Option.
„Value-add“ ist bei Vonovia Code für ihre diversen Wege versteckte Mieterhöhungen zu erreichen. Das funktioniert so, dass der Konzern sich erst ein Konglomerat an Subunternehmen und vermeintlichen Handwerksfirmen geschaffen hat, die zwar nominell eigene Unternehmen sind, aber zu 100% der Vonovia gehören. Die fahren dann in ihren groß mit „Vonovia“ bedruckten Sprintern von Haus zu Haus und berechnen für grundlegendste Instandhaltungsmaßnahmen horrende Summen. Die Rechnung geht zwar formal an die Vonovia. Die kann die Kosten aber über die Nebenkostenabrechnung einfach an die Mieter:innen umlegen. Umso dreister, dass diese Instandhaltungsmaßnahmen gerne mal einfach ausgedacht sind. Teilweise werden Reinigungskosten für nicht vorhandene Spielplätze abgerechnet.
Ein anderer Weg dreister Mietabzocke, den die Vonovia betreibt, ist es Instandhaltungsmaßnahmen wie Feuermelderwechsel als Modernisierung zu verkaufen. Modernisierungsmaßnahmen können nämlich direkt auf die Miete umgelegt werden.
Diese „value-add“-Betrugsmethoden lohnen sich für die Vonovia gewaltig.
Im letzten halben Jahr stieg der Gewinn daraus für Vonovia um 77 Prozent.
Nach außen gibt sich die Vonovia indes gerne menschenfreundlich.
„Wir geben Menschen ein Zuhause“ ist der Slogan, mit dem Vonovia sich präsentiert. Berlins Bürgermeister Kai Wegner, lässt sich mit (noch) Konzernchef Rolf Buch ablichten und verbreitet, dass „wir froh sein können, dass wir die Vonovia in Berlin haben.“
Wie weit es mit der Menschlichkeit von Vonovia her ist, lässt sich nicht nur daran sehen, wie ihre Mieter:innen wirklich behandelt werden, sondern auch daran, wer die fetten Gewinne letztlich einheimst.
Am 2.Juni 2025 zahlte die Vonovia (übrigens steuerfrei) ungefähr eine Milliarde Euro Gewinn an ihre Aktionär:innen aus. Der größte Aktionär von Vonovia ist mit 6,76 Prozent der Stimmrechte die Investmentfirma Blackrock. Großaktionäre haben entscheidenden Einfluss auf die Unternehmenspolitik und meist das letzte Wort bei Schlüsselentscheidungen wie der Wahl von CEO und Aufsichtsrat. Wie froh wir sein können, dass dieser Laden hier in Berlin die Lebensgrundlage von zehntausenden Menschen in der Hand hat, sieht man daran, wo Blackrock noch so investiert. Zum Beispiel die Rüstungsfirmen Rheinmetall und Lockheed Martin. Rheinmetall ist einer der größten Waffenlieferanten für Saudi-Arabien und die Arabischen Emirate. Die deutschen Waffen von Rheinmetall werden von diesen Regimen für Massenmord im Jemen und Sudan eingesetzt. Lockheed Martin produziert die F-35-Bomber (Lockheed Martin F-35 Lightning II), eine von Israels wichtigsten Waffen im Genozid in Gaza.
Wer ohne Skrupel von Krieg und Völkermord profitiert, ist bestimmt ein menschlicher Vermieter.
Man könnte einwenden, dass Blackrock Anteile an fast allen börsennotierten Unternehmen in Deutschland hält. Insofern ist die Firma ein kapitalistisches Unternehmen, wie jedes andere. Das ist aber genau das Problem. Im Kapitalismus macht es einfach keinen Unterschied, ob Unternehmen Geld mit Wohnraum, Spielzeug, oder Massenmord machen, solange Profit dabei rumkommt. Firmen wie Vonovia, Blackrock und Rheinmetall verdienen es angegriffen zu werden, und zwar nicht obwohl, sondern weil sie ganz normale Unternehmen im Kapitalismus sind. Sie sind zentrale Akteure einer verrotteten Gesellschaftsordnung in der Leben und Tod von Menschen nur relevant sind, insofern sie die Halbjahresbilanz beeinflussen.
Kai Wegner und seine rückgratlosen Wichte von der SPD wissen das. Sie wissen auch, dass das neue Spaßgesetz, mit dem sie vorgeben den Mietenvolksentscheid umsetzen zu wollen, daran nichts ändern wird. Genausowenig wie ihr albernes Wohnungsbündnis, ein PR-Gag der Regierungskoalition, von dem die Vonovia nur solange Teil war, bis es nicht mehr profitabel war. Auf die dort „freiwillig“ beschlossene Kappungsgrenze von sowieso schon viel zu hohen 11% Mieterhöhung innerhalb von drei Jahren hat die Vonovia einfach geschissen und Mieten stattdessen um bis zu 15% erhöht. Nebenkosten nicht mit eingerechnet.
Unserer Meinung nach hat der Kampf um Wohnraum in Berlin und überall nur Aussicht auf Erfolg, wenn ihm mit echter gesellschaftlicher Gegenmacht Nachdruck verliehen wird. Das gilt für revolutionäre Perspektiven genauso, wie für Reformprojekte wie die Kampagne „Vonovia und co enteignen“, der wir – bei aller Kritik – an dieser Stelle viel Erfolg wünschen. Denn Großkonzerne wie die Vonovia gehören zerschlagen und enteignet.
Wir haben der Vonovia am 8.9. eine Nachricht in der Sprache gesendet, die sie versteht und vier ihrer Transporter in Berlin-Siemensstadt angezündet. Als Brandvorrichtung haben wir das bewährte Berliner Modell verwendet.
Wir senden solidarische Grüße an die Rigaer 94, verteidigen wir sie gemeinsam!
Grüße auch in den Knast und an alle die sich der staatlichen Verfolgung entziehen.
dpa / zeit.de
In Berlin-Spandau sind in der Nacht vier Transporter einer Firma auf einem Parkplatz in Flammen aufgegangen. Die Polizei geht nach eigenen Angaben von vorsätzlicher Brandstiftung aus, der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz ermittelt.
Wie die Polizei mitteilte, hörte eine Anwohnerin gegen 03.30 Uhr einen lauten Knall und sah daraufhin die brennenden Transporter auf einem Firmenparkplatz am Popitzweg. Die Feuerwehr löschte die Brände. Die Polizei sagte auf Nachfrage nicht, welche Firma betroffen war.
passiert am 08.09.2025