Nach den Rechten schauen – Antifaschismus in Marzahn-Hellersdorf stärken

Für die Antifaschistische Demo durch Hellersdorf am 08.07. gibt es jetzt die Aktionskarte.

Außerdem gibt es ein ausführlichen Aufruf als Audio unter: https://radiocorax.de/nach-dem-rechten-schauen-demo-in-marzahn/

Und als Text hier:

Als Antifaschist*innen werden wir am 08. Juli in Marzahn-Hellersdorf auf die Straße gehen. Unser Motto lautet „Nach den Rechten schauen – Antifaschismus in Marzahn-Hellersdorf stärken“.
Denn Marzahn-Hellersdorf ist schon über Jahrzehnte einer der Berliner Bezirke in den sich die Nazis wohlfühlen und für Propaganda und Verbreitung ihres faschistischen Gedankenguts nuzten.
Dies hat unterschiedliche Ursachen. Zum einen ist die linke & antifaschistische Mobilisierung im Bezirk weniger anschlussfähig als in den hippen innerstädtischen Bezirken Berlins. Zum anderen sind viele Neonazikader im Bezirk wohnhaft und versuchen eine rechte Hegemonie im Kiez herzustellen. Ihre Aktivitäten im Bezirk haben dabei eine lange Tradition.
In wenigen Tagen jährt sich ein Ereignis, der die Neonaziszene im Bezirk besonders gepusht hat, zum zehnten Mal: Es handelt sich hierbei um den 9. Juli 2013, den wir auch „Brauner Dienstag“ nennen. Der „Braune Dienstag“ war sozusagen der Startschuss für rassistischen Proteste, die wir in den Folgejahren in der ganzen Bundesrepublik beobachten konnten. Es wurde damals zu einem „Bürger*innengespräch“ eingeladen, da in der Hellersdorfer Carola-Nehr-straße eine Geflüchtetenunterkunft eröffnen sollte. Bereits im Vorfeld der bezirklich organisierten Veranstaltung gab es rassistische Stimmungsmache im Social Media. Neonazis traten dabei als vermeintliche „Bürgerinitiative“ im Internet auf. Der Bezirk zeigte sich dahingehend beratungsresistent. So kam es dazu, dass zwischen 800 und 1000 Personen an der Veranstaltung teilnahmen, unabhängig davon, ob sie Anwohner*innen waren oder nicht. Unter den Teilnehmenden befanden sich ca. 50 organisierte Neonazis. Diese nutzten die „Bürgerversammlung“ für ihre rassistische Propaganda, zum Großteil durch Jubel und Zustimmung der teilnehmenden Bürger*innen gestützt. Einige Neonazis trugen T-Shirts der vermeintlichen „Bürgerinitiative“ mit der Aufschrift „Nein zum Heim“, andere trugen T-Shirts mit direktem Bezug zu dem rassistischen Pogrom in den 90ern in Rostock-Lichtenhagen. Die anwesenden Neonazis waren teilweise bereits in den Nuller Jahren in Kameradschaften organisiert. Gemeinsam mit ihren Kameraden vom sogenannten „Nationalen Widerstand Berlin“ und der NPD gaben sie sich als „Bürgerbewegung Marzahn-Hellersdorf“ aus. Mithilfe der Zustimmung der Bevölkerung, die sie an diesem Tag erhielten, gelang es den Neonazis über 3 Jahre, teils wöchentlich, rassistische Proteste in Marzahn-Hellersdorf zu organisieren, an denen an der Spitze über 1000 Rassist*innen teilnahmen.
Seit einigen Jahren sammeln sich die Neonazis, die bereits zur damaligen Zeit aktiv waren, unter dem Label der Neonazipartei „Der III. Weg.“ Unter dem Label gelang es ihnen erstmals, eine neue Neonazi-Jugendstruktur in Berlin aufzubauen, die sich „Nationalrevolutionäre Jugend“ (kurz NRJ) nennt. Viele dieser Jugendlichen kommen selbst aus neonazistischen Elternhäusern sowie aus den Umfeld des BFC (Berliner Fußballclub Dynamo).
Mit dem „III. Weg“ versuchen die Neonazis erneut rechte Hegemonie auf der Straße zu demonstrieren. Auf der einen Seite versuchen sie mit Infoständen in unterschiedlichsten Bezirken Berlins Präsenz zu zeigen. Auf der anderen Seite verbreiten sie regelmäßig Propaganda in Berlin, wobei Marzahn-Hellersdorf einen regionalen Schwerpunkt dafür darstellt. Im Bezirk gibt es das meiste Aufkommen von Aktivitäten der Neonazis.
Regelmäßig tauchen Aufkleber und Plakate der Neonazis im Bezirk auf. Vor allem in Hellersdorf-Ost, -Süd und -Nord finden sich nahezu alltäglich Propaganda-Materialien der Neonazis im Straßenbild wieder. Dazu kommen Flyertouren und Transparente, die sie im Bezirk aufhängen, von den so einige in antifaschistischen Besitz übergegangen sind. 😉
Daneben sprüht „Der III. Weg“ zusammen mit der „NRJ“ regelmäßig an öffentlichen Graffitiwänden in Hellersdorf und Marzahn. Nicht selten sind die Sprühereien mit Mob-Fotos verbunden, also Gruppenbilder, auf denen sie ihre Männlichkeit zur Schau stellen und ihre Organisation online bewerben. Dazu organisiert die „NRJ“ vermeintliche „Aktionstage“ im Bezirk mit Kampfsportübungen und gemeinsamen Baden gehen an lokalen Seen. Ergänzt wird das ganze durch ein rechtsradikales Rapvideo, welches am helllichten Tag in Hellersdorf gedreht wurde. Dabei treten Mitglieder vom „III. Weg“ und der „NRJ“ in Kampfsportposen auf.
Mit all den Aktivitäten ist klar zu erkennen, das „Der III. Weg“ den Bezirk Marzahn-Hellersdorf für sich als Wirk- und Wohlfühlort sieht. Neben den Neonazikadern, die im Bezirk wohnhaft sind, reisen die meisten Jugendlichen der „NRJ“ extra in den Bezirk, um ihre Propaganda zu verbreiten. Hier werden also nicht nur Propaganda-Touren auf alltäglichen Wegen durchgeführt, sondern es soll auch ein Raum geschaffen werden, in dem sich die Jugendlichen ausprobieren können.
Für uns Antifas vor Ort heißt das, dass wir weiter in die Offensive gehen müssen. Allen Menschen in Berlin muss klar sein, dass hier der Berliner Hotspots des III. Wegs ist. Das heißt, dass wir genau hier ansetzen müssen, um ihm die Wohlfühlzone streitig zu machen.
Die vermehrte Präsenz des III. Wegs bedeutet für uns als lokale Antifaschist*innen auch, dass wir im Vorfeld aller linken Veranstaltungen im Bezirk damit rechnen, dass der „III. Weg“ die Umgebung mit Propaganda zu markieren versucht. Erst am 24. Juni diesen Jahres hing der „III. Weg“ mehrere queerfeindliche Transparente entlang der Wegstrecke der „Marzahn Pride auf“.
Vor einem Jahr, am 8. Juli 2022, sollte es einen antifaschistischen Infovortrag im alternativen Jugend Projekt La Casa – Hellersdorf geben, bei dem die Lage thematisiert werden sollte. An diesem Tag gingen die Neonazis einen Schritt weiter: 13 vermummte Faschos des „III. Wegs“ tauchten vor dem Veranstaltungsort auf und versuchten Menschen zu bedrohen und einzuschüchtern. Auch wenn wir die massive Propaganda des III. Wegs hervorheben, so wissen wir auch, dass die Neonazis des „III. Wegs“ in der Vergangenheit immer wieder durch Angriffe auf politische Gegner*innen aufgefallen sind. Die Bedrohung sind also nicht nur irgendwelche Propaganda-Aktionen im öffentlichen Straßenland, sondern die Neonazis und ihre Ideologie dahinter.
Wir wollen und werden diese rechten Zustände nicht weiter hinnehmen! Es ist nun ein Jahr vergangen nachdem die 13 Faschos vom „III. Weg“ versuchten Menschen vor dem alternativen Jugend Projekt „La Casa“ zu bedrohen. 10 Jahre ist der „Braunen Dienstag“ bereits her. Wir wollen das Datum nutzen, um die rechten Kontinuitäten zu durchbrechen. Am 8. Juli wollen wir uns deshalb in Hellersdorf die Straße nehmen. Lasst uns den Nazis zeigen, dass sie hier keine Rückzugsorte und Wohlfühlzone haben! Lasst uns Antifaschismus dort stärken, wo er gebraucht wird!
Kommt dazu am 08. Juli mit nach Hellersdorf, Wir treffen uns um 20Uhr am Cecilienplatz direkt am U-Bahnhof Kaulsdorf Nord.
Eine Organisierte Anreise gibt es vom Antifa Ratschlag in den Mehringhöfen/Schule für Erwachsenen Bildung.
Organisiert euch und bildet Bezugs! Antifa bleibt Handarbeit! Kein Ruhe für Faschisten und keine Homezone für Nazis im Randbezirk!

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