Attacken auf VONOVIA in Berlin

Die angekündigte Übernahme der Deutsche Wohnen durch Vonovia ist ja fürs erste geplatzt.

Die Pressekonferenz und Show, mit der am 25. Mai die Chefs der Deutschen Wohnen, Michael Zahn, und Vonovia, Rolf Buch, sowie Oberbürgermeister Michael Müller versucht haben die Aktionär*innen zu überzeugen war also umsonst. Der Grund dafür war aber nicht, dass sich irgendwelche der Beteiligten plötzlich auf ihr soziales Gewissen besonnen haben. Einfach zu viele Hedgefonds hatten darauf gewettet, dass die Übernahme klappt und sie bei einem möglichen späteren Abfindungsangebot noch mehr Geld bekommen.

Die Chefetage von Vonovia zeigt sich weiterhin fest entschlossen, die Wohnungsbestände der Deutsche Wohnen aufzukaufen und damit bundesweit und in Berlin zum mit Abstand größten Immobilienkonzern zu werden.

Vonovia hat es in den letzten Jahren geschafft, sich einen Spitzenplatz auf der Liste der in der Berliner Stadtbevölkerung am meistgehassten Immobilienkonzerne zu verdienen, trotz harter Konkurrenz durch Akelius, CG-Gruppe und co. Von Zwangsmodernisierungen, über überteuerte Nebenkostenabrechnungen bis zum Aufkauf ganzer Stadtviertel hat der Konzern kaum etwas unversucht gelassen, um im Namen der Profitmaximierung den Mietenwahnsinn auf Kosten der breiten Masse der Berliner Bevölkerung weiter anzuheizen.

Dabei macht Vonovia seine größten Profite streng genommen nicht einmal mit unserer Miete. Die Geschäftsstrategie von Vonovia basiert vielmehr auf Finanzmarktinvestitionen. Der Konzern macht sich nämlich die weltweite Tendenz steigender Immobilienpreise zunutze. Die kommen dadurch zustande, dass sich der Kapitalismus nach wie vor in einer gewaltigen Krise befindet. Weil weltweit einfach viel zu viel produziert wird, finden sich für Kapitalist*innen keine vernünftigen Anlagemöglichkeiten mehr. Die Notenbanken reagieren darauf, indem sie billige Kredite mit niedrigen Zinsen vergeben – nur an Banken und Unternehmen versteht sich, also an die, die sowieso schon reich sind.
Diese Bedingungen – niedrige Zinsen und fehlende Anlagemöglichkeiten – machen Immobilien überhaupt erst für Finanzinvestor*innen interessant. Unter „normalen“ kapitalistischen Bedingungen würde kaum jemand überhaupt in Immobilien investieren, weil sie vergleichsweise niedrige Rendite abwerfen. In Krisenzeiten wie jetzt aber laufen, wie gesagt, im übertragenen Sinne überall Kapitalist*innen mit haufenweise Geld in der Hand herum und suchen verzweifelt nach Möglichkeiten es anzulegen. Dieses überschüssige Kapital fließt dann verstärkt in den vermeintlich sicheren Immobiliensektor – und wo viel Geld hinfließt, da steigen die Preise, inklusive der Miete, weil sich die Preise aus der zu erwartenden Mietrendite berechnen.

Das Geschäftsmodell von Vonovia basiert darauf, dass darauf spekuliert wird, dass sich dieser Trend zu steigenden Immobilienpreisen und Mieten weiter fortsetzt. Indem, durch billige Kredite finanziert, Konkurrenzunternehmen aufgekauft und unrentable Bestände abgestoßen werden, wird der Bestand an Immobilien, den Vonovia hält immer größer und steigt, so die Wette, gleichzeitig permanent an Wert. Allein im zweiten Halbjahr 2020 ist zum Beispiel der Wert der von Vonovia gehaltenen Immobilien um 2,3 bis 2,9 Milliarden Euro gewachsen. Von den zwischen 2012 und 2017 vom Konzern verbuchten 11 Milliarden Euro Gewinn, sind ganze 9 Milliarden auf solche Wertsteigerungen zurückzuführen. Die fetten Buchgewinne führen zu fetten Dividenden für die Aktionär*innen. Zumindest solange die Wirtschaftskrise weiter anhält und keine Blase platzt. Im Grund ist Vonovia also nichts weiter als ein schöngeredeter Hedgefonds.

Der Konzern ist von seiner ganzen Struktur her darauf angewiesen, dass Immobilienpreise und Mieten weiter steigen. Denn, wie gesagt, als Finanzkonzern verkauft er keine Wohnungen, sondern das Versprechen an Kapitalst*innen mit zu viel Kapital, dass Mieten und Wohnungspreise in Zukunft weiter steigen werden. Die Macht der Immobilienkonzerne, allen voran Vonovia, steht also auf wackeligen Füßen. Denn das Kapital ist ein scheues Reh. In dem Moment, wo sich abzeichnet, dass sich das Versprechen der steigenden Immobilienpreise und, damit einhergehend, steigenden Mieten nicht realisieren lässt, ziehen die Aktionär*innen ihr Geld genau so schnell wieder ab, wie sie es auf den Tisch geworfen haben. Vonovia hat also quasi keine andere Wahl, als beständig die Miete zu erhöhen.

Michael Müller muss das alles gewusst haben, als er sich am 25. Mai im Roten Rathaus ganz sozialdemokratisch zwischen den Konzernchefs Buch und Zahn öffentlich erniedrigt hat. Sämtliche sozialen Versprechungen und das ganze Gelaber von sozialer Verantwortung und „Mietendimmer“ sind nichts als Augenwischerei, um dem Widerstand gegen den Ausverkauf der Stadt den Wind aus den Segeln zu nehmen. Müller hat so mal wieder unmissverständlich klar gemacht, wem Staat und Regierung im Kapitalismus zu Diensten sind, nämlich eben dem Kapital und nicht den Menschen.

Statt den seit mehr als hundert Jahren in Lügen und Verrat geübten Sozialdemokrat*innen zu vertrauen, sollten alle, die eine lebenswerte Stadt für alle wollen, versuchen, dafür zu sorgen, dass in Berlin und überall ein so Investor*innenfeindliches Klima wie möglich entsteht.
Durch Demos, Kundgebungen, Besetzungen, Hausbesuche, Sit-ins, Mietstreiks, Blockaden, Barrikaden, brennende Autos oder fliegende Steine kann ganz Berlin zu Risikokapital werden.

Wir haben dazu folgenden Beitrag geleistet:

– In der Nacht vom 9. auf den 10. August haben wir die Berliner Zentrale der Vonovia in Moabit mit Feuerlöscher und Hämmern angegriffen haben. Auf den zerstörten Scheiben steht jetzt meterlang „Gegen Vonovia“.
– In der darauffolgenden Nacht haben wir in Lichtenberg, Friedrichsfelde, Steglitz, Tempelhof und Wedding Firmenfahrzeuge angezündet.

Die Kleinbusse gehören zu den sogenannten „Objektbetreuern“ und sind, wie von anderen schon umfangreich dargestellt, ein essentieller Teil der von Vonovia zur Abzocke der Mieter*innen betriebenen „Insourcing“-Strategie.

Die sogenannte Bundesschlange, das in Schlangenlinien verlaufende Gebäude an der Joachim-Karnatz-Allee beherbergt wohl das, was einer Berliner Zentrale von Vonovia am nächsten kommt. Zumindest haben hier in der Hausnummer 45 sowohl der Gebietsleiter Nordost, Sebastian Jung, als auch die Quartiersmanagerin des jüngsten Großprojekts von Vonovia im Ziekowkiez, Janna Großklaus, ihre Büros.

Wer glaubt, Profite machen zu können, indem sicherer und bezahlbarer Wohnraum zu einem Privileg der oberen Klassen gemacht wird, sollte noch viel mehr Gründe für schlaflose Nächte haben, als einen Zwangsverkauf zum Marktwert, wie ihn die Initiative dwenteignen will.

Immobilienkonzerne wie Vonovia, Deutsche Wohnen, Akelius und wie sie alle heißen gehören entschädigungslos zerschlagen. Die Wohnungen und der Lebensraum der Menschen in der Stadt sollte keine Verhandlungsmasse für die Aktiengeschäfte von Großkonzernen und Bonzen sein. Auch nicht für die Machtspielchen der staatlichen Politiker*innen- un Bürokrat*innenkaste. Die Häuser sollten weder Staat, noch Kapital gehören, sondern denen, die drin wohnen und die sie brauchen und zwar unabhängig vom Geldbeutel.

Wir wollen keine ausverkaufte Stadt, voll mit Luxusapartements und Konsumtempeln!
Wir wollen solidarische Kieze und rebellische Nachbarschaften – von Spandau bis Marzahn, von Tegel bis Lichtenrade.

Investor*innenträume platzen lassen!

Gegen die Stadt der Reichen

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